Donnerstag, 11. August 2011
Über das Glitzern
Vor Jahren besuchte ich eine Ausstellung der französischen- rumänischen Textilkünstlerin Ina Georgeta Statescu. Als Designerin im Haute Couture - Bereich verwendet sie auch in ihren Kunstwerken viel Spitze, Silber, Gold und Glitzer.
(Ich würde hier gerne ein Beispiel ihrer Arbeiten zeigen, bin aber vorsichtig wegen des Copyrights - Interessierte bitte den Namen googeln, da findet man ihre Webseite!)

Ich war begeistert von ihren Arbeiten, die handwerklich in bester Qualität, originell, farblich sehr geschmackvoll waren.



Doch dann hörte ich andere Besucher: das sei doch der reinste Kitsch, mit dem Glitzerkram, sowas von unnatürlich!

Nun sind die Geschmäcker natürlich verschieden, das ist auch gut so, doch etwas stieß mir bei diesen Äußerungen doch auf:

Erstens, dass eine anerkannte Künstlerin in die Kitschecke geschoben wird, weil sie glitzernde Materialien verwendet; zweitens, dass dieses Glitzern als "unnatürlich" bezeichnet wird.



Natürlich kann man kein missratenes Werk retten, indem man ordentlich Glitzer hinzufügt, aber wenn man Glanz-und Glitzereffekte verwendet wie ein Gewürz, können sie manchem Werk den letzten Pfiff geben!



Und meine eingefügten Fotos beweisen doch klar und deutlich, dass die Natur selber eine Menge Glitzern bietet!



WAS heißt "glitzern" eigentlich? Es handelt sich um winzige Lichtreflexionen, die sich aufgrund einer Bewegung (der Lichtquelle, des reflektierenden Objekts oder des Betrachters) ständig verändern.





In der Natur passiert das vor allem dann, wenn Sonnenlicht auf Wasser - Schnee - Eis trifft, und dann sollte man auch die Sterne nicht vergessen!

Aber selbst die Erde kann glitzern: Granit enthält Glimmer, und in den österreichischen Nockbergen fand ich ganze Schotterwege voller Glitzersteine, die ich sammelte und die sich teilweise auch durchbohren ließen, habe sie in einigen Textilarbeiten verwendet.



Dieser Effekt hat Mensch (und auch Tier!) schon immer fasziniert, wie alles, was mit Licht zu tun hat.

Wie gesagt, nicht jeder muss es verwenden oder sich dafür begeistern, aber man muss auch keine Elster sein, um es zu mögen!

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Mittwoch, 10. August 2011
Noch mehr Färbeprojekte
Die bügelfixierbaren Seidenmalfarben sind wirklich sehr praktisch für kleine Färbeprojekte!



Litzen und Borten, die aus Baumwolle oder Viscose sind, Kordeln, und, und... Ripsband ist meist aus Polyester, doch manchmal findet man welches aus Viscose, das klappt dann auch! Klar gibt's Zackenlitze usw. in vielen Farben zu kaufen, aber entweder es fehlt genau die Farbe, die man braucht, oder man möchte einfach diesen schönen Farbverlauf haben..

Ein Gummiband, das an sichtbarer Stelle gebraucht wird - schnell ein Srück passend einfärben!

Oder wie wär's mit bunten Schnürsenkeln für die Kinder?

Regel: was gleichmäßig einfarbig werden soll, am besten im trockenen Zustand färben. Für Farbverläufe und zarte Farben das Material vorher leicht und gleichmäßig anfeuchten.



Für Stoffstücke, Tücher und T-shirts: diese größeren Teile kann man in dieser Technik nicht gleichmäßig färben, da sie lang brauchen zum Trocknen und in dieser Zeit sich die Farbe unkontrolliert und ungleichmäßig verteilt - was jedoch für Farbverläufe und Effekte von Vorteil ist, siehe oben!

Hier wurden Baumwollsatin, Twill und T-shirts gefärbt, anschließend mit selbstgeschnitzten Stempeln und normaler, pastoser Stoffmalfarbe bedruckt.

Zu überlegen: bei dieser Effektfärberei kommt oft die Grundfarbe stellenweise zum Vorschein, daher, wenn kein Weiß gewünscht, ein Material mit passender heller Grundfarbe wählen: eines der T-Shirts war hellblau, das andere lachsfarben.



Dieses Tuch aus Baumwollbatist hat weiß als Grundfarbe, die Multicolorfärbung läßt das zwischendurch sehen.

Hier wurde nach dem Färben mit Stoffmalkreide auf einer selbst hergestellten Reibeplatte das geometrische Muster in Frottagetechnik aufgetragen.

Dazu kann man auch Shiva-Paintsticks verwenden, man sollte aber bedenken, dass diese mindestens 24Std. trocknen müssen vor dem Bügeln, dass die Metallicfarben auch bei der Handwäsche den Metallicglanz verlieren und dass sie noch sehr lange den typischen, strengen Ölfarbgeruch behalten - bei Kleidung/Tüchern nicht so angenehm!

Zur Frottagetechnik und Stoffdruck gibt's bei Gelegenheit auch mal einen extra Beitrag.-

Achja - meine zweite "Damenkrawatte" ist inzwischen auch fertig:

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Dienstag, 9. August 2011
Echt Spitze!
Schon öfter gab es ja in meinen vorgestellten Textilarbeiten alte und neue, handgearbeitete und industriell gefertigte Spitzen - ich gebe zu, ich liebe Spitzen!

Natürlich freue ich mich immer besonders, wenn ich auf dem Flohmarkt eine schöne handgearbeitete Spitze finde - wobei das bei manchen Sorten gar nicht so leicht zu erkennen ist. Es gibt so viele unterschiedliche Sorten, und viele werden maschinell imitiert.

Heute eine kleine Spitzenkunde für alle Interessierten!

Beispiele für handgearbeitete Spitzen:



Die edelsten, da aufwändigsten Spitzen sind die Nadelspitze und die Klöppelspitze. Letztere dürfte allen bekannt sein, da ihre Herstellung gerade eine große Renaissance erfährt - vor allem als kunstvolle Unikate, die gerahmt werden.

Nadelspitze ist vom Namen her viel weniger bekannt, doch auf dem Foto oben werden sicher viele sie wiedererkennen.

Auch die Richelieustickerei wird heute noch viel praktiziert.

Weniger bekannt dagegen die Makramee-Häkelspitze,; sie ist im Grunde eine Mischung aus Häkel- und Nadelspitze:
Zunächst wird eine endlos lange "Schlange" in speziellem Knoten gehäkelt; dann wird diese nach einem Muster auf Karton o.ä. gesteckt und in Nadelspitzentechnik verbunden bzw. die Zwischenräume ausgefüllt.
Vor allem in Osteuropa wird sie noch häufig hergestellt.
Ich gebe zu, dass sie zu meinen liebsten Spitzen zählt!



Desweiteren bekannt sind die Occhi- oder "Frivolitäten"spitze, die mit einem kleinen Schiffchen aus einem langen Faden gearbeitet wird, so dass lauter kleine Schlaufen ("Augen") entstehen.

Häkelspitze ist besonders beliebt, da relativ einfach herzustellen, außerdem lassen sich mit Häkeln verschiedene andere Spitzenarten imitieren.

Die meisten Spitzenarten gibt es in unterschiedlichen Versionen, die dann auch verschiedene Namen - meist nach Herkunft- haben (z.B. Brüsseler Spitze = eine Art der Klöppelspitze), das macht die Verwirrung komplett...

Auf obigem Bild zeigt der rechte untere Quadrant eine Häkelspitze, die mit Zackenlitze verbunden wurde und darunter eine Occhispitze, die benützt wurde, um kleine Reste einer alten Weißstickerei zu recykeln!

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Obiges Foto zeigt typische Maschinenspitzen:

Maschinell lassen sich viele Spitzenarten auch herstellen, oder imitieren, besonders Häkel-, Klöppel- undTüllspitze, sowie Richelieuarbeiten.

Jedoch gibt es auch spezielle Maschinenspitzen, die besonders hochwertig sind, nämlich die Ätz- oder Guipurespitze, dazu gehört die Plauener Spitze und Varianten aus der Schweiz und Frankreich.

Die Stickerei wird auf einem Stoffgrund hergestellt, dann der Grund chemisch weggeätzt. Das ergibt eine besonders plastische Spitze mit sehr klarer Kante. Diese Spitze läßt sich problemlos auseinanderschneiden in einzelne Motive, sie franst nicht aus.



Für mich ist bei Spitze auch eines wichtig: nämlich, aus welchem Material sie besteht.
Bei alten Spitzen, handgefertigt oder alte Plauener Spitze, ist es keine Frage: Naturfaser, meist Baumwolle (manchmal gibt es welche aus Leinen).

Heutige Maschinenspitze wird auch aus Kunstfaser, Viscose oder Mischgewebe hergestellt. Bei Ätzspitze ist die Naturfaservariante hochwertiger; in Plauen wird fast nur noch für Heimdeko in Kunstfaser gearbeitet!

Warum ist das für mich wichtig: weil ich sie ja teils auch färben will!



Alles im selben Verfahren gefärbt wie im Beitrag vom 5.8. ("Farbverläufe") bei den Garnen beschrieben!

Tolle Ergebnisse bringen auch maschinelle Tüllspitzen, wenn sie nicht von Polyester, sondern Viscose glänzen: der Tüllgrund aus Polyester oder Polyamid nimmt die Farbe nicht an, aber das Muster aus Viscose schon.

Alles in allem: probieren geht über studieren!

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