Sonntag, 14. August 2011
Farbe ist Leben, Teil3: Rot
Was wird nicht alles der Farbe Rot zugeschrieben!

Sie besitzt Kraft, Energie pur, ist die Farbe des Lebens (des Blutes), der Liebe und Leidenschaft, der Wut... Sie läßt keinen kalt!



Ein leuchtend rotes Kleid zu tragen, dazu gehört eine Portion Selbstbewusstsein, denn man wird automatisch zum "Hingucker"!
Ernst Jünger sagte: "Rot ist die Farbe der reinen Gegenwart."

Rot hat diese starke Signalwirkung , daher wird sie auch im Strassenverkehr entsprechend eingesetzt.Und wer würde es wagen, irgendwo einen roten Knopf zu drücken oder ein rotes Kabel zu kappen..?



In der Natur, wo Samen durch Tiere weitergetragen werden müssen, signalisieren Früchte durch rote Farbe: "Ich bin reif, komm her und friss mich, damit ich mich fortpflanzen kann!"
Leuchtend roter Lippenstift bedeutet... ähm, nunja, wohl so ziemlich das Gleiche...:-)!



Dabei meinen wir im Allgemeinen mit "leuchtend rot" gar nicht das reine Rot des Regenbogens bzw. des Farbkreises, das weiß auch jeder, der schon mal die Patronen seines Druckers gewechselt hat: das reine Rot ist Magenta, nicht das Rot der Rosen, des Mohns oder der Ampeln., hier ist bereits etwas Gelb mit hineingemischt!



Zum Färben wurde früher Krapp, ein Pflanzenfarbstoff, verwendet, doch der ergab einen eher bräunlichen Ton. Er wurde gern auch "Türkischrot" genannt, da er zunächst aus dem Osten kam, dann auch in Augsburg viel verwendet wurde. (Auch: "Alizarinrot", das ist der Inhaltsstoff des Krapps, der dann auch chem. hergestellt wurde.)

Später kam Karminrot auf, das aus dem Blut der Schildläuse gewonnen wird - ja, wird, denn für manche Zwecke z.B. Kosmetik! wird er heute noch verwendet, steckt in den Lippenstiften..

Im Deutschen gibt es auch den Ausdruck "Purpurrot", was mich etwas irritiert hat, denn Purpur ist eigentlich violett - ich habe nachgelesen, und es scheint, dass aus dem Sekret der Purpurschnecke tatsächlich violett UND auch Rot gewonnen werden konnte.

Aus dem Schulfarbkasten kennen wir "Zinnoberrot", das wurde aus einer chem. Verbindung aus Quecksilber und Schwefel gewonnen - heute in ungiftiger Form künstlich nachempfunden.

Die meisten heutigen Rotfärbungen wie auch die vieler anderer Farben sind Anilinfärbungen, die aus Abfallprodukten der Erdölproduktion/Teer hergestellt werden. Sie sind so haltbar, dass modische Entfärbungen/Ausbleichungen nicht möglich sind.

Zum Schluss noch meine "Rote Serenade", zwischen zwei Lagen roten Tülls gearbeitet und gegen das Licht fotografiert:


(danke an Uschi Brenner für das Foto!)

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Samstag, 13. August 2011
Textiles aus Vietnam
Nein, ich meine hier nicht die Billigprodukte, die bei uns in Boutiquen und Läden zu Hauf anzutreffen sind.
Eine Reise nach Vietnam aber ist - unter anderem - auch für Textilschaffende und Liebhaber von Stickereien eine lohnende Sache!

Zunächst findet man natürlich in Palästen, Tempeln und Museen üppig bestickte Hof- und Zeremonialgewänder:



Kontrast dazu: die Bergvölker im Norden, die sich am Wochenende noch in Tracht zeigen, sind an sich schon eine Augenweide, außerdem verkaufen sie handgewebte und -gestickte Accessoires.



Dies Bild zeigt "Rote Dao" mit ihrer Ware. Übrigens besitzen sie alle Bankkarte und Handy, sind also fortschrittlicher, als es hier aussieht!

Jede Bevölkerungsgruppe hat ihre eigenen, typischen Stickmuster:



Ungefähr in der Mitte des langgestreckten Landes liegt die Stadt Hoi-An, die abgesehen von einer aparten Altstadt eine besondere Spezialität hat: sie ist DIE Textilstadt!

Hier kann sich jeder innerhalb von ein paar Tagen komplett maßgeschneidert neu einkleiden; es gibt aber auch jede Menge Kleidung "von der Stange" - und zwar für jeden Geldbeutel. Seide ist hier natürlich einer der wichtigsten Stoffe, auch etwas günstiger als bei uns.

Zwei Dinge sollte man wissen: dort wird ein Stadtbummel eine Art Spießrutenlauf, denn aus jedem Laden kommen die Rufe:"Buy from me!" - da muss man sich ein dickes Fell zulegen.. wie auf einem Bazar in der Türkei eben, nur sind es hier die Frauen, die rufen.

Außerdem: beim Maßschneidernlassen nicht zusehr knausern: auf dem "Kleidermarkt" wird dieser Service günstiger geboten als in den Läden, aber die Qualität sowohl der Stoffe als auch der Arbeit ist dort nicht so gut wie in den Läden.

Auf alle Fälle: gesehen haben muss man das!

Vietnam besitzt aber noch einen besonderen Schatz: die staatlichen Schulen der Seidenstickerei. Hier kann man nicht nur beobachten, wie diese wunderbar feinen, zarten und hochwertigen Stickarbeiten entstehen, sondern auch die fantastischsten Arbeiten im Museum bewundern - und im Laden kaufen.



Je feiner die Übergänge der Farben sind, desto besser die Qualität - und die hat ihren Preis. Kleine Bilder gibt es ab ca. 100 USDollars, nach oben keine Grenze!

Ich sah dort einen Paravent, der zwei "schöne" Seiten hatte - in einem Arbeitsgang beidseitig bestickt, von 5 Stickerinnen in 2 Jahren Arbeit...

Aber auch für alle, die sich diese Spezialität nicht leisten können und wollen, ist in den Großstädten gesorgt:
besonders Hanoi, die Hauptstadt, ist ein Eldorado zum Shoppen! Von kleinen Stickbildern für wenige € bis zur Haute Couture ist alles zu haben.

Ich selber hatte mich längst in das Wahrzeichen Vietnams verliebt: die Lotusblüte :



..und habe daher ein kleines Bild und einen Seidenorganzaschal mit diesem Motiv gekauft:



Aber auch Webschals und Perlenstickereien stapeln sich in den Boutiquen und Läden, die Qual der Wahl ist vorprogrammiert!

Abgesehen von Textilem: Hanoi ist ein Mekka für Kunstliebhaber geworden! Ein Bummel durch die Galerien ein absoluter Hochgenuss - und auch ohne Geld nur zum Schauen wird man sehr freundlich empfangen und herumgeführt.

Dort hat sich eine ganz eigene Kunstszene entwickelt, die moderne Kreationen mit traditionellen Techniken verbindet, z.B. die Lacktechnik oder auch Verwendung von Muscheln und Eierschalen.

In vielen der Arbeiten spürt man ungeheure Energie, sie berührten mich wesentlich intensiver als das meiste, was ich in den letzten Jahren hier gesehen habe. Kurz: auch Inspiration pur! (Leider entdeckte ich bei der Gelegenheit auch, dass ich einen sehr teuren Geschmack habe..)

Inzwischen läßt sich Vietnam ganz leicht auch individuell bereisen - und noch ist es auch für kleinere Geldbeutel gut geeignet - wirklich zu empfehlen!

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Freitag, 12. August 2011
Spiel mit buntem Papier
So, heute wurde es spät, mußte lang arbeiten..
Dafür löse ich heut mein Versprechen ein, die Verwendungsmöglichkeiten des bunten Papiers vorzustellen, das beim Garn-,Spitzen- oder Bänderfärbeprozess beim Abtupfen entsteht.



Bei Servietten muss man allgemein etwas vorsichtiger sein, sie reißen leichter und lösen sich feucht auch schneller auf als Küchenpapier. Dafür hat Küchenpapier eine Prägung, die häufig sichtbar bleibt.

Beides läßt sich aber in die dünnen, einzelnen Lagen teilen (wie bei der Serviettentechnik üblich).

Einfachste Verwendung: Collagen auf Keilrahmen; da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Papiere können ein- oder mehrlagig verwendet werden, einzelne Lagen, sich überlappend, sorgen für besondere Effekte, weil sie etwas durchscheinen.

Die Collage unten (mit zusätzlichem Fototransfer) wurde so hergestellt, als Erinnerung an eine Reise nach Istanbul, in den Moscheen und im Haremspalast gab es diese Farben und Kacheln.



Da die Farbe durch Bügeln fixiert wurde, läuft nichts mehr aus (wie z.B. bei Seidenpapier)

Ähnlich läßt sich ein wunderbares Fabricpaper herstellen, das ganz weich und prima nähbar wird, wenn man als Kleber "Textilpotch" von Javana (1:1 mit Wasser verdünnt) verwendet. Das Fabricpaper-Stück im Bild möchte ich als kleinen Quilt weiterverarbeiten; ich finde, es hat bereits eine sehr schöne Tiefe und wird ein toller Hintergrund.



Allgemeines zur Herstellung von Fabricpaper gibt es genügend in Kreativbüchern und im Internet! Im Prinzip funktioniert es wie "ausgedehnte" Serviettentechnik auf Stoff.

Aber auch plastische Möglichkeiten gibt es: man kann daraus ganz einfach Perlen herstellen (lange Streifen mit Express-Holzleim um Stricknadel wickeln), die aufgefädelt oder aufgenäht werden können.



Oder aber man vermengt etwas Papier mit Kleber, dass eine Art Pappmaché entsteht und formt diese z.B. zu Röschen o.ä., wenn getrocknet, können sie noch zusätzlich mit Acrylfarbe leicht bestrichen werden - für Collagen, und wenn sie mit Textilpotch hergestellt und nicht zu dick sind, auch aufnähbar!

Vielleicht fällt ja einer Leserin noch etwas ganz anderes dazu ein?

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