Dienstag, 9. August 2011
Echt Spitze!
Schon öfter gab es ja in meinen vorgestellten Textilarbeiten alte und neue, handgearbeitete und industriell gefertigte Spitzen - ich gebe zu, ich liebe Spitzen!

Natürlich freue ich mich immer besonders, wenn ich auf dem Flohmarkt eine schöne handgearbeitete Spitze finde - wobei das bei manchen Sorten gar nicht so leicht zu erkennen ist. Es gibt so viele unterschiedliche Sorten, und viele werden maschinell imitiert.

Heute eine kleine Spitzenkunde für alle Interessierten!

Beispiele für handgearbeitete Spitzen:



Die edelsten, da aufwändigsten Spitzen sind die Nadelspitze und die Klöppelspitze. Letztere dürfte allen bekannt sein, da ihre Herstellung gerade eine große Renaissance erfährt - vor allem als kunstvolle Unikate, die gerahmt werden.

Nadelspitze ist vom Namen her viel weniger bekannt, doch auf dem Foto oben werden sicher viele sie wiedererkennen.

Auch die Richelieustickerei wird heute noch viel praktiziert.

Weniger bekannt dagegen die Makramee-Häkelspitze,; sie ist im Grunde eine Mischung aus Häkel- und Nadelspitze:
Zunächst wird eine endlos lange "Schlange" in speziellem Knoten gehäkelt; dann wird diese nach einem Muster auf Karton o.ä. gesteckt und in Nadelspitzentechnik verbunden bzw. die Zwischenräume ausgefüllt.
Vor allem in Osteuropa wird sie noch häufig hergestellt.
Ich gebe zu, dass sie zu meinen liebsten Spitzen zählt!



Desweiteren bekannt sind die Occhi- oder "Frivolitäten"spitze, die mit einem kleinen Schiffchen aus einem langen Faden gearbeitet wird, so dass lauter kleine Schlaufen ("Augen") entstehen.

Häkelspitze ist besonders beliebt, da relativ einfach herzustellen, außerdem lassen sich mit Häkeln verschiedene andere Spitzenarten imitieren.

Die meisten Spitzenarten gibt es in unterschiedlichen Versionen, die dann auch verschiedene Namen - meist nach Herkunft- haben (z.B. Brüsseler Spitze = eine Art der Klöppelspitze), das macht die Verwirrung komplett...

Auf obigem Bild zeigt der rechte untere Quadrant eine Häkelspitze, die mit Zackenlitze verbunden wurde und darunter eine Occhispitze, die benützt wurde, um kleine Reste einer alten Weißstickerei zu recykeln!

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Obiges Foto zeigt typische Maschinenspitzen:

Maschinell lassen sich viele Spitzenarten auch herstellen, oder imitieren, besonders Häkel-, Klöppel- undTüllspitze, sowie Richelieuarbeiten.

Jedoch gibt es auch spezielle Maschinenspitzen, die besonders hochwertig sind, nämlich die Ätz- oder Guipurespitze, dazu gehört die Plauener Spitze und Varianten aus der Schweiz und Frankreich.

Die Stickerei wird auf einem Stoffgrund hergestellt, dann der Grund chemisch weggeätzt. Das ergibt eine besonders plastische Spitze mit sehr klarer Kante. Diese Spitze läßt sich problemlos auseinanderschneiden in einzelne Motive, sie franst nicht aus.



Für mich ist bei Spitze auch eines wichtig: nämlich, aus welchem Material sie besteht.
Bei alten Spitzen, handgefertigt oder alte Plauener Spitze, ist es keine Frage: Naturfaser, meist Baumwolle (manchmal gibt es welche aus Leinen).

Heutige Maschinenspitze wird auch aus Kunstfaser, Viscose oder Mischgewebe hergestellt. Bei Ätzspitze ist die Naturfaservariante hochwertiger; in Plauen wird fast nur noch für Heimdeko in Kunstfaser gearbeitet!

Warum ist das für mich wichtig: weil ich sie ja teils auch färben will!



Alles im selben Verfahren gefärbt wie im Beitrag vom 5.8. ("Farbverläufe") bei den Garnen beschrieben!

Tolle Ergebnisse bringen auch maschinelle Tüllspitzen, wenn sie nicht von Polyester, sondern Viscose glänzen: der Tüllgrund aus Polyester oder Polyamid nimmt die Farbe nicht an, aber das Muster aus Viscose schon.

Alles in allem: probieren geht über studieren!

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