Sonntag, 21. August 2011
Farbe ist Leben, Teil4: Gelb
Wie wirkt Gelb auf uns?
Sehr unterschiedlich: das warme Goldgelb wird durchweg als positiv, fröhlich, anregend empfunden.
Kühleres Gelb dagegen wirkt eher fahl, ungesund. ("Gelb vor Neid", Gelbsucht etc.)



Wie Rot hat Gelb eine starke Signalwirkung: in der Natur locken gelbe Blüten die zur Bestäubung nötigen Insekten an; dagegen bedeutet Gelb mit Schwarz "Achtung! Gefährlich!" ("ich steche", "bin giftig"..)

Diese Signalwirkung wird ja auch von Menschen überall genützt:
Verkehrsschilder, Briefkästen, Taxischilder (natürlich kommt das von den Farben der Adelsfamilie Thurn und Taxis, aber die Wirkung war sicher unterschwellig auch dabei); die alten gelben Telefonzellen hat man in fremden Städten wenigstens noch gefunden...!



Alles, was auffallen soll, ist gelb: leider gab es auch solche Dinge wie den Judenstern im Nazideutschland..
Heute z.B.: das Gelbe Trikot bei der Tour de France, die Gelben Seiten, die Gelbe Karte..

Ein Erlebnis der anderen Art hatte ich als Schülerin mit meiner Faustballmannschaft: der Trainer hatte "tolle" neue Trikots besorgt - in sonnengelb. Uns gefielen sie ganz gut, solange wir in der Halle spielten. In der Sommersaison auf dem Sportplatz jedoch waren wir alle in nullkommanix von einer ganzen Schicht kleiner, schwarzer Fliegen (oder Käferchen?) bedeckt!

Dasselbe Problem hatte Jahre später mein damaliger Freund (und späterer Ehemann..:-)), der sehr stolz auf seinen gelben Audi 80 (mit schwarzen Ralleystreifen..) war - im Sommer oft voller Insekten!



In England wird die Klatschpresse "Yellow Press" genannt, weil sie so schreiende Schlagzeilen haben - auffallend wie Gelb!

Früher wurden gelbe Farbstoffe meist aus giftigen Naturstoffen hergestellt; aus der Erde oder Harz, auch Pflanzen.
Sehr wertvoll war natürlich safrangelber Stoff, denn es brauchte ein Vermögen an Safran, um Stoffe zu färben. Daher rührt wohl, dass in Asien (Thailand, China) Gelb dem König/Kaiser vorbehalten war. Der billige Gelbwurz brachte kein so schönes Ergebnis.



Sanfte Gelbtöne bis zu Orange und Rot erzielten Maler auch durch Ocker.
Übrigens tragen buddhistische Mönche Gelb, weil Buddha dies verlangte: allerdings war das auch wieder Auslegungssache, denn mit "gelbe Gewänder" meinte er "vergilbte" - die Mönche sollten Armut und Bescheidenheit zeigen! Stattdessen tragen sie leuchtendgelbe in guter Qualität..



Übrigens: woher kommt "Vanillegelb"? Der Pudding, wenn man ihn ganz selber kocht, ist weiß von der Milch mit schwarzen Pünktchen von Vanilleschote drin! Aber überall wird Vanillearoma optisch durch zartes, blasses Gelb dargestellt. Die Lösung: die BLÜTE der Vanillepflanze (eine Urwaldliane) hat diese Farbe..

Van Gogh liebte Gelb ganz besonders - ich kann mir gut vorstellen, dass es ihn in seinen melancholischen Phasen etwas aufheiterte, als Abbild der Sonne..

Ein Gemälde (oder Quilt, etc.) braucht nur relativ wenig Gelb, um als "gelbes Werk" in Erinnerung zu bleiben, weil die Farbe so dominant ist.
Ich selber habe Gelb in meinen Arbeiten immer nur im Zusammenhang mit Orange bzw. als Kontrast zu blau-grün Tönen - vielleicht sollte ich da mal was Anderes ausprobieren?

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